Eingang zur Ausstellung

Die Exposiotion "Erinnerungsklischees. Labyrinthe" von Marian Kołodziej eines ehemaligen KZ Auschwitz Haftlings Nr. 432.


Ende der 90er Jahre wurde im Kellergewölbe der Kirche der Unbefleckten Empfängnis in Harmęże, die zum Komplex des Zentrums des Hl. Maximilian gehört, die Ausstellung „Klischees der Erinnerung. Labyrinthe“ dauerhaft installiert. Sie zeigt Zeichnungen des ehemaligen Auschwitzhäftlings mit der Nummer 432 Marian Kołodziej, die neben ihrem zweifellos künstlerischen Wert auch ein Zeugnis sind – sie stellen eine außergewöhnliche Interpretation des Lagerdramas eines der ersten Häftlinge des KL Auschwitz dar. Die Ausstellung ist eine künstlerische Vision der Lagerhölle und zeigt gleichzeitig den heldenhaften Sieg, den der hl. Maximilian Kolbe im Lager errungen hat.

Nach fast 50jährigem Schweigen war Marian Kołodziej zu seinen frühen Erfahrungen zurückgekehrt und schuf eine erschütternde plastische Erzählung über sich selbst und über diejenigen, die die „Fabrik des Todes“ nicht überlebt haben. Eine Krankheit hat ihn dazu gebracht – ein Schlaganfall begleitender Lähmung. Im Rahmen der Rehabilitation begann er zu zeichnen. Das Zeichnen von Abbildern, „Klischees“, war für Kołodziej eine Art Autotherapie, wie er selbst sagte.


Die Arbeiten an den „Klischees der Erinnerung” hat er 1993 begonnen und im Mai 2009 beendet, wenige Monate vor seinem Tod. Innerhalb von sechzehn Jahren schuf er über 250 gezeichnete Kompositionen verschiedener Größe. Diese außergewöhnliche und zugleich erschreckende Erzählung wird mit einfachsten künstlerischen Mitteln dargestellt.


Die Ausstellung „Klisze Pamięci. Labirynty” wurde am 14. Juni 1998 eröffnet. Seitdem hat sie ihren ständigen Platz im Zentrum des hl. Maximilian in Harmęże. Warum ausgerechnet hier?


Die Tat der selbstlosen Liebe des hl. Maximilian, in der er während des berühmten Appells im Juli 1941 für  einen ihm unbekannten Ehemann und Familienvater sein Leben gab, machte einen so großen Eindruck auf Marian Kołodziej, dass er begann, in Maximilian Kolbe einen zweiten Christus zu sehen. Der hl. Maximilian mit der Lagernummer 16670 wurde neben dem Autor mit der Nummer 432 zum zweiten Helden dieser Ausstellung.


Die mit Bleistift gezeichneten Arbeiten bedecken die Wände; sie werden ergänzt von Requisiten des Lageralltags. Einfache Details wie Steine und zerbrochene Scheiben schaffen eine ausgesprochen suggestive Atmosphäre. Sie wird noch verstärkt durch die hier herrschende Stille. Bis zum Mai 2009 wurde die Ausstellung ständig mit neuen Arbeiten ergänzt.


Marian Kołodziej benutzt in seiner Erzählung Symbole. Wir sehen entgegen einer allgemeinen Erwartung nicht die Uniform eines deutschen Soldaten, sondern nur zwei widerstreitende Welten: die Welt des Guten, dargestellt in menschlichen Figuren, und die Welt des Bösen in Figuren von Bestien.


Die Zeit des Krieges, die Zeit der Lager war keine normale Zeit. Deshalb zeigt Kołodziej diese Welt in zwei Farben: schwarz-weiß, Schattierungen nicht mitgerechnet. Wenn er jedoch von seinen Erinnerungen von vor 1939 erzählt oder von seinen Träumen, wenn er sich auf den Tag der Befreiung bezieht, dann gebraucht er Farben in Fülle – denn das sind normale Zeiten.


Der Autor zeigt in seiner Ausstellung wohin im Leben die Ablehnung des Dekaloges und der christlichen Werte führt. Doch gleichzeitig beweist er am Beispiel von Maximilian Kolbe, dass sogar unter so unmenschlichen Bedingungen, wie sie im Lager geherrscht haben, jemand seine Würde behaupten und einen moralischen Sieg erringen konnte.


Am emotionalsten reagieren die Besucher auf die zerbrochenen Scheiben vor dem Eingang in die Ausstellung. Aber das ist nicht das Ergebnis von Vandalen, sondern eine vom Autor gegebene Antwort auf die Frage: „wie ist die Persönlichkeit eines Menschen, der im Lager gewesen war, ungefähr sechzig Jahre nach der Befreiung?“ Zerschlagen, gebrochen!


Wenn wir in das Labyrinth gehen, müssen wir zunächst durch einen stilisierten, halbdunklen Viehwaggon laufen, mit dem die Häftlinge in das Lager gebracht worden waren, um uns so der Atmosphäre der Jahre 1940-45 anzunähern und diese dunkle Zeit der menschlichen Geschichte besser zu verstehen. Aus der Ausstellung hinaus gelangen wir in eine Welt der Natur, die schwere Gedanken und Erinnerungen beruhigt.

Seit 2003 haben etwa 50.000 Menschen aus der ganzen Welt die Ausstellung besucht. Sie ist zu einem Mittel der Erziehung junger Menschen geworden, die die Mehrheit der Besucher ausmachen, meist Oberschüler oder Studierende. Darüber hinaus kommen fast täglich organisierte Gruppen und Einzelbesucher aus der ganzen Welt, vor allem aus Europa und Nordamerika. Die Ausstellung als Ort der Jugenderziehung ist auch Bestandteil der Programme des Zentrums für Dialog und Gebet in Oświęcim, der Internationalen Jugendbegegnungsstätte sowie der Staatlichen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Zahlreiche Reisebüros organisieren Besichtigungen der „Klischees der Erinnerung“.


2003 wurden die „Klisze Pamięci. Labirynty” von Marian Kołodziej zur Teilnahme an den V. Tagen des Kulturellen Erbes Kleinpolens ausgewählt.


Als Ausdruck von Achtung und Anerkennung für den ungebrochenen Glauben an die Würde des Menschen, als Zeichen der Dankbarkeit für die Herzensgabe, die die ‘Klisze pamięci. Labirynty‘ für das entstehende Zentrum des hl. Maximilian in Harmęże sind, und im Hinblick auf die besondere Beziehung zum ehemaligem Häftling Marian Kołodziej und seinem Mitbruder dem hl. Maximilian Kolbe, hat die Krakauer Provinz der Franziskaner vom hl. Antonius von Padua und sel. Jakob Strepa im Jahr 1998 Marian Kołodziej in den Kreis der Ehrenbrüder und Freunde der Franziskanischen Familie aufgenommen.


2003 wurde er als Erster mit der Statuette des hl. Franz von Assisi geehrt, einem Preis der Franziskaner in Krakau.